Leben
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"Als Maler gewann er starken Einfluß, weil seine durch die Matisse-Schule gegangene Kunst dem in Deutschland vernachlässigten Kolorismus eine Lehre wurde und weil er mit seltener Einsicht sein Kunsturteil ausgebildet hatte. Er gehörte zu den denkenden Künstlern, doch dachte er nicht begrifflich, sondern anschaulich mit den Sinnen. Was sein Beispiel und seine Worte eindrucksvoll machte, war seine schwer erworbene Fähigkeit, das Künstlerische auf Grundgesetzlichkeit zurückzuführen. Ohne ein Lehrertemperament zu sein, war alles, was er tat und sagte, lehrhaft. Selbst dann, wenn ihm ein Bild missglückte, war das Misslingen noch charaktervoll und lehrreich.

Er hatte in der Pfalz bei seinem Vater als Dekorationsmaler gelernt, war Stuck-Schüler in München gewesen und hatte das Entscheidende in Paris erfahren. Der Entdecker seines Talents war in München Carl Voll gewesen. In Deutschland war er eine nicht alltägliche Erscheinung, weil er streng von der Form aus dachte und sich um Inhalt, Weltanschauung und Gehalt nicht kümmerte; doch nahm er den Begriff Form weit und tief genug, um alles Leben einzuschließen. Seine Erscheinung hatte etwas Nachdrückliches durch die Intensität des Ausdrucks. Sein Kopf fiel in jeder Gesellschaft auf; ohne ihn zu kennen, ließ sich von Purrmann sagen: dieser Mann ist gar nicht imstande, anders als wesentlich zu denken. Niemand hatte so viel Glück beim Herumstöbern in Antiquitätenläden, immer wieder fand er dort das Seltene und Unerkannt-Wertvolle. Es versteht sich, dass dieses Glück Verdienst war. Wie wenig andere hatte er die ganze Kunstkultur der Zeit und Vorzeit in sich aufgenommen, er vermochte den Künstlern aller Zeiten in die Seele zu blicken."

(Karl Scheffler, "Die fetten und die mageren Jahre", Leipzig/ München 1946, S. 213 f.)

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