Im Juni führt Purrmanns erste Reise mit Matisse über Speyer, München, Nürnberg nach Heidelberg. Auf Anregung von Sarah Stein und Hans Purrmann wird in Paris die Académie Matisse im Couvent des Oiseaux eröffnet, später im Pariser Vorort Issy-les-Molineaux. Purrmann ist als „massier“ (Obmann) für die Ordnung im Atelier sowie die Betreuung der Modelle verantwortlich. Unter den Schülern sind Oskar Moll, Rudolf Levy, Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken und auch Mathilde Vollmoeller, eine talentierte junge Malerin, die im Herbstsalon ausstellt. Sie ist die Schwester des Schriftstellers Karl Vollmoeller. Matisse erinnert sich 1951 an seine Lehrtätigkeit: „Ich pflegte von Zeit zu Zeit abends dort vorbeizugehen, um zu sehen, was sie machten. Sehr bald wurde mir klar, dass ich mich meiner eigenen Arbeit widmen musste und dass ich im Begriff war, zuviel von meiner Energie zu verschwenden. Nach jeder Kritik sah ich mich Lämmern gegenüber, und ich musste sie dauernd wieder auf die Beine stellen, jede Woche, um Löwen aus ihnen zu machen. So fragte ich mich, ob ich nun eigentlich ein Maler oder ein Lehrer sei; ich kam zum Schluß, ich sei ein Maler, und gab die Schule rasch auf. Purrmann (Mitglied und Professor an der Akademie in Berlin), Grünwald (Professor in Stockholm) und der Skandinavier Sörenson waren meine Schüler“ (Matisse 1951, S. 234 f.) Purrmann war beauftragt, in der Galerie Cassirers eine Matisse-Ausstellung einzurichten. Daher erfolgte die zweite Reise mit Matisse von Dezember 1908 bis Januar 1909 nach München, Weimar, Hagen und Berlin, wo sie allerdings auf Unverständnis stiessen und enttäuscht abreisen (vgl. Weidemann 2006, S. 7).